Welche Messmethoden im Neuromarketing eingesetzt werden, habe ich auf ThinkNeuro! bereits ausführlich erläutert. Doch natürlich gibt es immer wieder neue Messverfahren… Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass ich auf welche stoße, die mir bisher noch nicht bekannt waren. So wie beispielsweise vergangenes Wochenende. Da bin ich über die Emocards und das PrEmo-Tool gestolpert. Beides sind Verfahren zur Messung von Emotionen, was aufgrund des rein subjektiven Empfindens ja nicht gerade einfach ist.

Emocards

Das Prinzip hinter den Emocards, welche eine sehr abgeschwächte Version des Facial-Codings darstellen, ist eigentlich ganz einfach: Probanden bekommen eine Reihe von Karten mit Comic-Gesichtern vorgelegt. Alle zeigen unterschiedliche emotionale Zustände auf. Der Proband hat dann die Aufgabe eine Karte auszuwählen die seine erlebte Emotion am besten beschreibt. Beispielsweise nach dem Betrachten eines Werbespots. Zusätzlich gibt es aber auch noch eine Skala, welche die Stärke der Emotionen statistisch erfasst (siehe Titelbild).

Aufgrund der Einfachheit dieses Verfahrens, lässt es sich auch sehr gut bei Usability-Tests einsetzen. So wählt der Proband nach mehren durchgeführten Aufgaben die Karte aus, die seine erlebten Gefühle während der Bearbeitung der Aufgaben am ehesten widerspiegeln.

Vorteil dieses Verfahrens ist, dass durch die comichafte Darstellungen der Emotionen es deutlich einfacher wird, Emotionen auszudrücken und über diese zu sprechen. Zudem ist der Messaufwand minimal und die Auswertung recht simple. Die gerringen Kosten brauche ich an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen…

Nachteil ist jedoch, dass jeder eine unterschiedliche Wahrnehmung der Emocard-Gesicher sowie dessen Intensität haben kann. Heißt, es kann hin und wieder zu missverständlichen Selektionen kommen. Es gibt jedoch bereits eine sinnvolle Weiterentwicklung der Emocards unter dem Namen PrEmo.

PrEmo

Dieses Tool basiert auf dem gleichen Prinzip wie die Emocards, die auswählbaren Emotionen sind jedoch um Animationen und akustische Beschreibungen ergänzt worden. So wird die Auswahl der jeweils zutreffenden Emotion deutlich vereinfacht.

Meine Meinung dazu

Nichtsdestotrotz halte ich es für kritisch, Probanden ihre Emotionen aus einem Set von Karten auswählen zu lassen. Immerhin ist das, was wir meist glauben zu fühlen nicht das, was wir auch tatsächlich empfinden. Hinzu kommt noch der Faktor “Soziale Erwünschtheit”. Der Proband muss hier aktiv eine Emotion auswählen und ggf. darüber sprechen (je nach dem, ob es sich um eine verbale oder nonverbale Messung handelt). Dies kann dazu führen, dass er evtl. etwas in seiner Auswahl gehemmt ist oder lieber einfach “sozial erwünscht” antwortet. Dies ist eben der Vorteil an den anderen Messmethoden des Neuromarketings. In einem fMRT oder bei einer Messung von körperlichen Veränderungen, kann der Proband das Ergebnis nicht beeinflussen oder sozial erwünscht handeln…

Ich kann mir aber durchaus vorstellen die Emocards bzw. das PrEmo-Tool in Kombination mit anderen Verfahren zu nutzen. Sozusagen um vom Probanden einen generellen ersten Eindruck zu erhalten…

Quelle Inhalt: www.estrategy-magazin.de
Quelle Titelbild: Pixabay



 
 

Über die Autorin

Autorin von ThinkNeuro! ist Olivia Shepherd. Innerhalb ihres Blogs beschäftigt sie sich mit nahezu allen Facetten des Neuromarketings, der Usability sowie der User Experience. Derzeit ist sie als Usability & UX Consultant bei einer Online-Agentur tätig.