Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt, als ich zum ersten Mal mit diesem Themengebiet konfrontiert worden bin. Dies war beim Lesen des Buches “Blink” von Malcolm Gladwell. Hier wurde in einem Abschnitt über den “Pepsi-Cola” Blindtest geschrieben, welcher aufzeigte, dass Probanden bei einer Blindverkostung Pepsi bevorzugten. Sobald diese allerdings sahen von was genau sie einen Schluck zu sich nahmen, war plötzlich Coca Cola die Nummer 1. Dieses Experiment faszinierte mich so sehr, dass ich anfing mich mit dieser Thematik näher zu beschäftigen und mein Wissen hier in diesem Blog mit Euch zu teilen.

Aber was genau ist nun Neuromarketing?

Neuromarketing eine Form des klassichen Marketings

Aus meiner Sicht ist Neuromarketing nichts anderes als eine Erweiterung des klassischen Marketings. Eine Erweiterung, die sich aus den Kenntnissen folgender Gebiete ergibt:

  • Neurowissenschaften (Erforschung des Gehirns und dessen Funktionsweise)
  • Neuroökonomie (Erforschung wirtschaftlicher Entscheidungen aller Art mit Methoden der Neurowissenschaften)
  • Consumer Neuroscience (Lediglich Erforschung des Kauf- und Konsumverhaltens mit Methoden der Neurowissenschaften)
    .

Während diese eher forschungsorientiert sind, ist Neuromarketing anwendungs- und praxisorienitert. Heißt, es nimmt die Methoden und Kenntnisse aus den Neurowissenschaften etc. und integriert sie in die Marketing-Praxis. Zu beachten ist jedoch, dass natürlich nicht alle Methoden und Kenntnisse aus den zuvor genannten Bereichen in das Neuromarketing einfließen,  sondern primär jene, die sich mit

  • dem Treffen/Auslösen von Kauf- und Wahlentscheidungen
  • dem Beeinflussen von Kaufendscheidungen
  • dem Unterbewusstsein
  • den Denkprozessen
  • den Emotionen und Emotionssystemen sowie
  • unserem irrationalen Handeln

.
beschäftigen.

Denn: 80 bis 90% unserer Kauf– und Wahlentscheidungen erfolgen unbewusst, auf emotionaler Ebene und nie rein rational!

Warum ist dieses Wissen für das Marketing so interessant?

Nun, dieses Wissen ist für das Marketing aus dem Grund so interessant, da es Einblicke in die Welt ihrer Konsumenten liefert. In die Welt, wie sie denken, handeln und Entscheidungen treffen. Dass sie nicht rein rational handeln und ein Großteil ihres Konsums auf Emotionen beruht. Mit diesem Wissen lassen sich Werbekampagnen, Websites sowie Produkte erfolgreicher und vor allem auch zielgerichteter gestalten.

Zwar ist dieses Wissen teilweise schon seit Jahrzehnten bekannt und im Marketing wurde auch schon immer mit Methoden zur Beeinflussung unseres Kaufverhaltens gearbeitet (siehe z.B. die Informationspsychologie), allerdings war es bisher nur sehr schwer nachzuvollziehen, inwiefern sie zur Steigerung des Erfolgs  beitrugen. Dies lag vor allem daran, da es keine einschlägigen Messverfahren gab und man sich somit überwiegend an wissenschaftlichen Theorien orientierte.

In der heutigen Zeit gibt es jedoch eine Vielzahl an Messmethoden wie z.B. die aus der Hirnforschung stammende funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT). Dieses sogenanntes “bildgebende Verfahren” ermöglicht das Messen von in der Marketingpraxis eingesetzten Theorien, Methoden und Maßnahmen aus den Neurowissenschaften, der Neuroökonomie und Consumer Neuroscience. Es kann somit identifiziert werden, welche eingesetzte Maßnahme etc. zum Erfolg einer Marketingstrategie beigetragen hat oder auch Antworten auf die Fragen liefern wie z.B. “Warum wird Produkt A statt B gekauft?” oder “Warum handelt der Kunde wie er handelt?”.

Fazit

Neuromarketing ist eigentlich nichts komplett neu Erschaffenes. Es ist aus meiner Sicht lediglich eine Erweiterung des klassischen Marketings mit dem Unterschied, dass man sich heutzutage intensiver mit den Kenntnissen aus den zuvor genannten Bereichen auseinandersetzt. Unternehmen realisieren nämlich zunehmend, dass erfolgreiches Marketing nur dann funktionieren kann, wenn sie ihren Kunden und das, was sie bewegt, sehr gut kennen. Neuromarketing, und da schließe ich mich der Meinung von Benny (Autor des Blogs discover-neuro) an, kann wohl auch eher als eine Art Dienstleistung angesehen werden, wohingegen die Neurowissenschaften, Neuroökonomie und Consumer Neuroscience reine “Wissenschaft” ist.

Quelle Titelbild: Tom (Autor), More Questions Than Answers (Name des Bildes), Link zum Bild



 
 

Über die Autorin

Autorin von ThinkNeuro! ist Olivia Shepherd. Innerhalb ihres Blogs beschäftigt sie sich mit nahezu allen Facetten des Neuromarketings, der Usability sowie der User Experience. Derzeit ist sie als Usability & UX Consultant bei einer Online-Agentur tätig.