Wer kennt das nicht? Man sitzt vorm Fernseher, sieht etwas total Leckeres zum Essen und würde es gerne mal probieren. Oder die Situation, wenn man kurz davor ist, sich Lebensmittel online zu bestellen, man es dann aber doch nicht macht, da man nicht weiß, ob’s auch wirklich schmeckt? Ich kenne das nur zu gut…

Genau für solche Fälle soll es zukünftig eine Technologie geben. Eine Technologie, an der Wissenschaftler der University of Singapur arbeiten, um Geschmäcker “digital imitieren” zu können. Haltet ihr für unmöglich? Kann ich verstehen. So ganz wollte ich dem auch nicht Glauben schenken. Dann dachte ich mir allerdings, warum nicht? Wenn wir mal ehrlich sind, ist es doch nur eine Frage der Zeit bis wir auch digital “schmecken” können. Aber erstmal einen Schritt zurück. Wie soll das Ganze funktionieren?

Digitale Stimulierung des Geschmacksinns

Eigentlich recht einfach – zumindest hört es sich so an. Mithilfe einer Elektrode, die an der Zunge angebracht wird, können Geschmäcker per Temperaturwechsel und dem Wechsel der elektrischen Spannung imitiert werden. Fokussiert werden hierbei die vier Hauptgeschmacksrichtigen salzig, süß, bitter und sauer. Mit diesen lassen sich nahezu alle Geschmäcker “nachahmen”.

Natürlich befinden sich die Wissenschaftler noch relativ am Anfang. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir vielleicht schon in 10 Jahren Besteck mit integrierten Geschmackselektroden kaufen können, um auf digitale Geschmacksreise gehen zu können. Damit kann ich mich durchaus anfreunden.

Möglichkeiten des digitalen Schmeckens

Diese Technologie eröffnet ganz neue Wege digitale Medien zu erleben. Beispielsweise bei Kochsendungen. Gerichte lassen sich bequem von der Couch aus probieren und man weiß dann ganz genau, ob es sich lohnt dieses nachzukochen oder nicht. Besonders interessant fände ich den Einsatz dieser Geschmackstechnologie ja bei Dokumentationen über andere Essenskulturen…

Aber auch im Internet gibt es sehr viele Einsatzmöglichkeiten. Vor allem Anbieter von individuell zusammenstellbaren Lebensmitteln wie z.B. bei “mymuesli” oder “Deine Torte” könnten davon profitieren. Hemmungen, die aufgrund des fehlenden Wissens über den Geschmack bestehen, ließen sich deutlich reduzieren.

Die multisensorische Ansprache lässt grüßen

Der Aspekt der multisensorischen Ansprache ist an dieser Stelle nicht zu vergessen. Immerhin kann durch die Technologie nun auch der Geschmackssinn aktiv stimuliert werden. Derzeit erfolgt eine Stimulierung primär durch visuelle, auditive und haptische Reize. Dabei sind die Wahrnehmungskanäle Akustik und Optik schon so abgestumpft und ausgereizt, dass wir dort einfließende Reize schon gar nicht mehr wirklich wahrnehmen…

Das digitale Schmecken würde es ermöglichen, einen noch eher unausgeschöpften Sinn zu adressieren und die neuronale Verstärkung zu erhöhen. Je höher diese ist, desto höher die Behaltensleistung bzw. Nachhaltigkeit einer Werbebotschaft/eines Produktes. Im Falle der Geschmackstechnologie dann natürlich mit Fokus auf (Koch)Sendungen und lebensmittelorientierten Werbespots etc.

Doch die Wissenschaftler müssen im Hinterkopf behalten, dass jeder Mensch individuell ist und sich demnach auch die Geschmackswahrnehmung von Mensch zu Mensch unterscheiden kann. Hinzu kommt, dass sich ein Geschmack erst in Verbindung mit seinem Geruch, seiner Textur sowie Aussehen vollständig entfaltet. Es gibt also noch eine Menge zu tun (wobei bestimmt auch schon an der Möglichkeit des “digitalen Riechens” gearbeitet wird). Dennoch finde ich es eine durchaus gute Idee, die ebenfalls am POS zum Einsatz kommen könnte. Der ein oder andere Fehlkauf ließe sich so bestimmt vermeiden. ;-)

via www.trendsderzukunft.de
Quelle Titelbild: Autor: Nick Nguyen, Name des Bildes: Food, Link zum Bild



 
 

Über die Autorin

Autorin von ThinkNeuro! ist Olivia Shepherd. Innerhalb ihres Blogs beschäftigt sie sich mit nahezu allen Facetten des Neuromarketings, der Usability sowie der User Experience. Derzeit ist sie als Usability & UX Consultant bei einer Online-Agentur tätig.