Wenn von User Experience (UX) gesprochen wird, dann wird von “Nutzererlebnis” oder auch “Joy of Use” gesprochen. Genauer formuliert würde man aber wohl eher sagen:

Die User Experience beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und Reaktion eines Nutzers während als auch nach der Interaktion mit einem System oder Produkt. Diese ist nicht nur rein subjektiv, sondern auch von Emotionen und Gefühlen geprägt.

Vor allem an dieser Erklärung wird recht deutlich, dass der Nutzer innerhalb der User Experience einen sehr hohen Stellenwert hat. Im Vordergrund steht neben dem Aneignen eines tiefgründiges Verständnisses über

  • den Nutzer selbst
  • dessen Bedürfnisse
  • Wertschätzungen
  • Fähigkeiten und
  • Grenzen

ebenfalls das

  • Schaffen eines Mehrwertes
  • “Begehrenswert machen” eines Systems oder Produktes sowie
  • “Befriedigen” der zuvor identifizierten Bedürfnisse.

Dies wird beispielsweise durch eine ansprechende Ästhetik (Grafik, Farbauswahl etc.), spielerische Elemente oder einer emotionalen Bildnutzung und Ansprache erzielt. Vor allem Letzteres ist besonders wichtig, da bekanntlich 80-90% unserer (Kauf-)Entscheidungen auf unbewusster und emotionaler Basis getroffen werden.

Ich glaube, spätestens an dieser Stelle ist zu erkennen, dass es bei der User Experience, im Vergleich zur Usability, über das rein “funktionale” Ziel hinaus geht.

Trennung von User Experience und Usability

Doch lassen sich diese zwei Begriffe so strikt voneinander trennen? Genau an dieser Stelle scheiden sich nun die Geister. Hier gibt es ganz verschiedene Auffassungen und Interpretationen. Beispielsweise:

1. Beide Begriffe werden getrennt voneinander betrachtet
Beide Begriffe können getrennt von einander betrachten werden. Die User Experience beschäftigt sich mit dem eigentlichen Erlebnis und dem Nutzer selbst, wobei es bei der Usability hauptsächlich darum geht, definierte Funktionalitäten “gut bedienbar” zu machen sowie den  User über den kürzesten Weg von A nach B zu führen. Anders als bei der Usability, darf bei der User Experience der Weg zum Ziel auch etwas länger sein, sofern das Nutzererlebnis bzw. die Joy of Use überwiegt. Nutzer sind dann auch gewillt 2-3 Klicks mehr zu machen.

2. Usability ist ein Teil der User Experience
Die Usability ist ein Teil der User Experience und kann nicht als alleiniger Begriff betrachtet werden. Die Usability bildet die Basis für die Nutzerinteraktion, auf welcher dann die User Experience aufbaut.

Persönlich finde ich beide Auffassungen definitiv nicht falsch, aber ich fasse sie lieber in einer einzigen zusammen und ergänze dabei noch den Punkt der “Abhängigkeit” von User Experience und Usability.

Pyramide der User Experience - ThinkNeuro!

Also so:

Wenn die zur Interaktion mit einem Nutzer zugrundeliegenden Funktionalitäten den Kriterien der Usability entsprechen, dann wird bereits an dieser Stelle ein Fundament für eine gute User Experience geschaffen. Sollten vereinzelt Kriterien der Usability wie z.B. die “Effizienz” nicht realisiert werden können, so können diese mithilfe der User Experience, ohne das der Nutzer es merkt, umgangen werden. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass natürlich ein gewisser Grad der Usability geboten sein muss. Ein nach den Usability-Kriterien entwickeltes System oder Produkt kann auch ohne eine User Experience erfolgreich sein. Jedoch ist es eher unwahrscheinlich, dass allein durch eine gute User Experience und einer gänzlich mangelnden Usability, es zu einem Erfolg kommen kann. Demnach gibt es, zumindest meiner Meinung nach, auch eine gewisse Abhängigkeit zwischen Usability und User Experience.

Fazit

Zu meiner Auffassung kann es natürlich auch wieder unterschiedliche Meinungen geben. Ich denke aber, solange man sich darüber bewusst ist, dass beim Begriff “User Experience” das tatsächliche Erlebnis sowie der Nutzer selbst im Vordergrund steht und bei der “Usability” hingegen die eigentliche Nutzungssituation bzw. die rein funktionale Nutzung, dann kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen, oder? ;-)

via: blog.procontext.com, online-marketing.eco.de, marc-hassenzahl.de
Quelle Titelbild: Kalani Odum (Autor), The Story (Name des Bildes), Link zum Bild



 
 

Über die Autorin

Autorin von ThinkNeuro! ist Olivia Shepherd. Innerhalb ihres Blogs beschäftigt sie sich mit nahezu allen Facetten des Neuromarketings, der Usability sowie der User Experience. Derzeit ist sie als Usability & UX Consultant bei einer Online-Agentur tätig.